MANCHMAL ist es besser, das man sich für eine Synthese entscheidet und die verführerischen Details opfert, diese blitzartigen Erscheinungen, die bei einer Aufführung hervorleuchten, um eine Landschaft zu konturieren, eine Karte zu zeichnen oder ein Werk vertieft zu erfassen, das man in seiner Entwicklung verfolgt hat, bei dem man einige beständige Merkmale festgestellt und bestimmte Bezugspunkte identifiziert hat, die sich in einem längeren Zeitraum verdeut!icht haben. Auf die Gefahr hin, schematisch zu wirken, können wir hier einmal den berühmten Wahlspruch Paul Morands anerkennen: ,,Ku!tur ist, was bleibt, wenn Sie alles vergessen haben. " Was von einem Bühnenwerk überdauert, hängt von einem unmittelbaren Erlebnis und der Vertrautheit mit dem Künstler ab. Zusammen mit alldem, was dies an hartnäckigem Erinnerungsvermögen und zugleich an unvermeidlichen Verlusten mit sich bringt. Im Vergleich zu anderen Künsten setzt sich hier mehr als anderswo die Poetik der Ruinen durch, die ohne den Stoff der Körper auskommen müssen, die aber die aufrecht gebliebenen Brückenbogen bewahrt haben, und diese ermöglichen es, im Geist etwas Ganzes wiederherzustellen, in seinem stillen Innern jenes Werk neu zu betrachten, das die Zeit mitgerissen, jedoch nicht zerstört hat. Dieser Übung widme ich mich hier, um das herauszuarbeiten, was nach meiner Ansicht die Theaterarchitektur bildet, die Eugenio im Lauf der Zeit entworfen hat. Jene ,,Leuchttürme", welche die europäische Theaterlandschaft erhellen.
Ursprung: Lettre International Welberühmt - LI 126 Europas Kultur Zeitung, Herbst 2019